Campingträume auf Rädern – Mein Besuch im Erwin Hymer Museum

Hymer-Museum Bad Waldsee

Wie ich mit Max Ludy in Erinnerungen schwelgte, warum Markus Böhm mich zum Lachen brachte und was das alles mit einem rollenden Dornröschenschlaf zu tun hat.

Manchmal stößt man im Leben auf Orte, bei denen man nach fünf Minuten weiß: Hier steckt mehr drin als nur ein bisschen Nostalgie und ein paar hübsch restaurierte Oldtimer. Genau so ging’s mir im Erwin Hymer Museum in Bad Waldsee. Und das lag nicht nur an den glänzenden Chromstoßstangen, der verrückten Campingerotik der 60er-Jahre oder den urigen Holzverkleidungen mancher Wohnwagen.
Nein – es lag an den Menschen. Genauer gesagt: an Max Ludy und Markus Böhm.

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„Museum? Ja, irgendwann bau ich halt eins.“

So oder so ähnlich muss Erwin Hymer damals geklungen haben, wenn er über seine Pläne sprach. Zumindest erzählen es Max Ludy und Markus Böhm mit einem Augenzwinkern – und einer Menge Respekt.

„Er hatte immer irgendein Projekt im Kopf – sei es ein neues Produkt oder irgendwann eben auch das Museum“, erinnert sich Markus Böhm. „Manche haben das anfangs vielleicht gar nicht ernst genommen, aber bei ihm sind die Pläne immer weiter gereift.“

Hymer-Museum Bad Waldsee
Hymer-Museum Bad Waldsee

Schon früh hatte Hymer die Idee, ein Museum zu bauen – allerdings nicht irgendeines. Es sollte kein Firmenmuseum werden, sondern ein Ort, der die ganze Bandbreite des mobilen Reisens zeigt: Wohnwagen, Reisemobile, Campingbusse aus aller Welt.

„Es sollte ein Ort werden, wo wirklich alles gezeigt wird – nicht nur Hymer, sondern die ganze Campingpalette“, ergänzt Max Ludy, der mit sichtbarem Stolz in den Augen von dieser Anfangszeit erzählt.

Der Mann, der (fast) alle Wohnwagen gesehen hat

Max Ludy, heute über 80 Jahre alt, war von Anfang an mit dabei – nicht nur beim Aufbau des Museums, sondern auch beim Sammeln der Exponate. Und das war keine gemütliche eBay-Tour vom Schreibtisch aus. „Wir waren eigentlich dauernd unterwegs“, erzählt Ludy. „Eines Tages haben wir in Dresden ein komplettes Museum leergekauft.“

Hymer-Museum Bad Waldsee

Ganz nebenbei wurde er zum wandelnden Camping-Archiv – und zum vielleicht wichtigsten Kurator für alles, was Räder, ein Bett und eine Geschichte hat.„Viele Leute waren richtig froh, ihren Wohnwagen bei uns unterbringen zu können. Die meisten waren Leihgaben oder Schenkungen“, sagt Ludy. „Eine coole Sache – musste man aber auch irgendwie finanzieren.“

Hymer-Museum Bad Waldsee

Markus Böhm, stellvertretender Museumsleiter, ist das Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Seine Augen leuchten, wenn er von Sonderausstellungen spricht, vom Oldtimer-Camping-Festival, bei dem echte Fans mit ihren rollenden Schätzchen anreisen, oder von Veranstaltungen für selbst ausgebaute Vans. „Viele von uns sind selbst Camper“, sagt Böhm. „Wir leben das, was wir hier zeigen. Das macht’s authentisch.“

Und das merkt man. Hier geht es nicht nur um schön restaurierte Fahrzeuge, sondern um Geschichten, Abenteuer, den Geruch von nassem Gras und alten Landkarten. „Wir haben zum Beispiel ein großes Sommerfest, wo viele mit ihren Oldtimern kommen und bei uns auf dem Gelände campen – das ist natürlich auch für uns Mitarbeitende ein Highlight“, so Böhm.


„Wir haben halt nur Platz für 85 Fahrzeuge – leider.“

Das klingt erstmal nach viel – 85 Fahrzeuge auf über 6000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Aber wenn man weiß, dass das Museum über 200 Fahrzeuge besitzt, wird klar: Da schlummert noch so mancher Schatz im Depot.

Hymer-Museum Bad Waldsee

„Das ist manchmal ein echtes Dilemma“, sagt Max Ludy. „Viele Familien bieten uns tolle Fahrzeuge an, aber wir haben eben nicht genug Platz, um alle gleichzeitig zu zeigen.“ Oder, wie Ludy es poetisch ausdrückt: „Einige Wohnwagen sind wie im Dornröschenschlaf – die warten noch darauf, dass wir sie wachküssen.“

Bad Waldsee – das Mekka des mobilen Reisens

Hymer-Museum Bad Waldsee



100.000 Menschen besuchen das Museum jedes Jahr – und das in einer Region, die jetzt nicht gerade als Tourismus-Magnet gilt. „Für unsere ländliche Gegend ist das eine sehr gute Zahl – da sind wir richtig stolz drauf“, sagt Markus Böhm. „Mit großen Städten wie München oder Stuttgart können wir natürlich nicht mithalten, aber dafür gibt’s hier was, das man sonst nirgends findet.“

„Wir haben eine sehr breite Sammlung“, erklärt Böhm. „Wohnwagen, Reisemobile, Busse, PKW, sogar Zweiräder – viele davon im Originalzustand, andere wurden von uns restauriert.“

Mein persönlicher Camping-Flashback

Ich gebe zu: Ich war nie der große Camper. Für mich war Camping immer so ein bisschen „entweder es regnet oder der Grill geht nicht an“. Aber nach meinem Besuch im Museum hat sich mein Blick verändert.

„Das Schöne ist, dass sich bei uns Vergangenheit und Gegenwart treffen“, sagt Böhm. „Viele erleben das, was hier ausgestellt ist, gerade wieder selbst.“

Hymer-Museum Bad Waldsee


Ich denke an einen kleinen Jungen, der in einem alten Fendt-Wohnwagen steht und fragt: „Papa, hattest du früher auch so einen?“ Und der Vater lächelt, kratzt sich am Kinn und sagt: „Genau so einen. Nur ohne WLAN.“

Hymer – mehr als nur ein Name

Hymer-Museum Bad Waldsee

Zum Schluss nochmal zurück zu den beiden Helden meines Beitrags: Max Ludy, der dienstälteste Hymer-Mitarbeiter, und Markus Böhm, der Museumsleiter mit Camperherz.

„Die Zeit im Betrieb, das Restaurieren, das Museum – das hat mir alles wieder zurückgegeben“, sagt Ludy. „Ich mache das aus Freude. Muss mir wohl jeder Wohnwagen.“

Die beiden führen das Erbe von Erwin Hymer nicht nur fort – sie leben es.

Fazit: Ein Besuch, der bleibt

Hymer-Museum Bad Waldsee


Wenn du mal in der Nähe von Bad Waldsee bist – fahr hin. Nimm dir ein paar Stunden Zeit, tauch ein in diese andere Welt und sprich unbedingt mit den Menschen dort. Vielleicht triffst du Max Ludy. Vielleicht läuft Markus Böhm gerade mit einem Schraubenzieher durch die Halle. Und vielleicht entdeckst du dein neues altes Lieblingsgefährt – eins, das aussieht, als könnte es Geschichten erzählen. Spoiler: Das wird es!

Und wer weiß – vielleicht wirst du danach sogar selbst Camper.


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